5.6 Probleme mit Java und der Mathematik
Die mathematische Grundausstattung der mitgelieferten Java-Standardbibliothek ist sehr mager und wird von Mathematikern häufig als Negativpunkt aufgeführt. Für Sprachen wie FORTRAN ist Numerik eine der wichtigsten Anwendungen, und sie wird heute noch bei der Lösung numerischer Probleme auf parallelen Maschinen angewendet. Da in FORTRAN viele Bibliotheken existieren, wäre der Kostenaufwand sehr hoch, diese unter einer anderen Programmiersprache neu zu entwickeln, sodass es kostengünstiger ist, einen FORTRAN-Experten einzustellen als das Paket neu entwickeln zu lassen. Zudem ist FORTRAN zwar durch die Regeln sehr komplex geworden (fast 1 000 Regeln, für Compiler-Bauer eine Qual), doch die Anweisungen sind sehr einfach. Daher lassen sich FORTRAN-Programme sehr einfach parallelisieren, was bei Programmiersprachen mit reicherer Ausdrucksfähigkeit nicht so einfach ist. Daher wird auch Java FORTRAN nicht die Show stehlen können. Dennoch bleibt der Wunsch der Anwendungsentwickler, auch Javas Fähigkeiten für Berechnungen nutzen zu können. Hier stellen sich zwei Probleme: zum einen beim Design der Sprache und zum anderen aufgrund fehlender Bibliotheken. Während sich das zweite Problem mit der Zeit aus dem Weg räumen ließe, ist eine Änderung der Sprachdefinition deutlich schwieriger. Dies ist nicht technisch gemeint. Auf kurz oder lang wird hier vermutlich etwas geschehen, und einige Vorschläge für Sprachveränderungen liegen bereits vor. Auf der Web-Seite von James Gosling (http://java.sun.com/people/jag/FP.html) findet der interessierte Leser mehr. Eines der Probleme dreht sich um NaN. Ein durchschnittlicher Prozessor besitzt eine Vielzahl verschiedener NaN-Darstellungen, die in Java einfach auf einen einzigen NaN-Wert abgebildet werden. Das hilft natürlich nicht weiter, wenn sich am Ende einer Berechnung herausstellt, dass irgendwo ein NaN-Wert aufgetreten ist, der keine Rückschlüsse auf den ursprünglichen Berechnungsfehler erlaubt. Abhilfe dafür ist in Arbeit.
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