Kapitel 14 Grafikprogrammierung mit dem AWT
Die meiste Gefahr geht nicht von den Erfahrungen aus,
die man machen muss, sondern von denen, die man nicht machen darf.
- Hellmut Walters
14.1 Das Abstract-Window-Toolkit
Eine Programmiersprache, die zum Ziel hat, plattformunabhängige Softwareentwicklung zu unterstützen, muss auch eine Bibliothek anbieten, damit sich grafische Oberflächen gestalten lassen. Die Bibliothek muss im Wesentlichen drei Dinge abdecken:
|
Sie muss grafische Primitivoperationen können, wie Linien und Polygone zeichnen oder Farben und Zeichensätze zuweisen. |
|
Sie muss grafische Interaktionskomponenten, die so genannten Widgets (Window Elements), wie Fenster, Schaltflächen, Textfelder, Menüs und Container unterstützen. |
|
Sie muss ein Modell zur Behandlung der Ereignisse definieren. |
Da Java-Programme portabel sein müssen, entsteht schnell das Problem, dass eine tolle Komponente von einer bestimmten Plattform nicht unterstützt wird und ein anderes Feature wiederum von einer anderen nicht. Die Bibliothek kann daher nur das aufnehmen, was auf jeden Fall von jeder grafischen Oberfläche unterstützt wird. Das ist leider nicht viel. Java definiert dazu das Abstract-Window-Toolkit (AWT), das konkrete Plattformen wie Microsoft Windows, Apples MacOS oder Unix mit Motif implementieren. So wird jede Komponente in Java auf eine Komponente der Plattform abgebildet. Daher sehen portierte Anwendungen auf jedem Rechner so aus wie der Rest der Programme. Da das AWT jedoch so einfach gehalten ist, dass eine professionelle Oberfläche nur mit Mühe zu erstellen ist, sind für die Abkürzung »AWT« noch ein paar hämische Deutungen im Umlauf: Awful Window Toolkit, Awkward Window Toolkit oder Annoying Window Toolkit.
14.1.1 Java Foundation Classes
Nach der Freigabe des ersten AWTs wurde klar, dass das Leistungsangebot keineswegs für die Zukunft reicht. Die Entwickler haben sich dem gewidmet und interessante Erweiterungen geschaffen, die unter dem Namen Java Foundation Classes (JFC) in Java eingeführt wurden. Die Klassen bestehen im Wesentlichen aus:
|
»Swing«-GUI-Komponenten
Unter die Swing-Set-Komponenten fallen ganz neue grafische Elemente. Diese sind, anders als die plattformabhängigen Peer-Komponenten des herkömmlichen AWTs, vollständig in Java implementiert. (Allerdings basieren einige Swing-Komponenten wie ein JFrame auf einer schwergewichtigen AWT-Komponente.) Ohne diese Abhängigkeiten kann beispielsweise das Aussehen (engl. look and feel, kurz LOF oder L&F) geändert werden. Der Name »Swing« war ein Projektname dieser Komponenten, und obwohl Swing nur ein Teil der JFC ist, bleibt der Name für die Oberflächenelemente bestehen. |
|
Pluggable Look&Feel
Dies gibt uns die Möglichkeit, das Aussehen der Komponenten zur Laufzeit, also ohne das Programm neu zu starten, zu ändern. Alle Komponenten des Swing-Sets besitzen diese Fähigkeit automatisch. |
|
Accessibility: Überstützung für Menschen mit Behinderungen
Mit dieser API kann mit neuen Interaktionstechniken auf die JFC- und AWT-Komponenten zugegriffen werden. Zu diesen Techniken zählen unter anderem Lesegeräte für Blinde, eine Lupe für den Bildschirm und auch Spracherkennung. |
|
Java 2D-API
Die 2D-Funktionsbibliothek ist eine neue Technik, die über eine Objektbeschreibung - ähnlich wie Postscript - Objekte bildet und diese auf dem Bildschirm darstellt. Zu den Fähigkeiten der Bibliothek gehört es, komplexe Objekte durch Pfade bilden zu können und darauf Bewegungs- und Verschiebeoperationen anzuwenden. |
|
Drag&Drop
Daten können mittels Drag&Drop leicht von einer Applikation zur anderen übertragen werden. Dabei profitieren Java-Programme auch davon, Daten zu nutzen, die nicht aus Java-Programmen stammen. |
|