Galileo Computing < openbook >
Galileo Computing - Professionelle Buecher. Auch fuer Einsteiger.
Galileo Computing - Professionelle Buecher. Auch fuer Einsteiger.


Java ist auch eine Insel von Christian Ullenboom
Buch: Java ist auch eine Insel (Galileo Computing)
gp Kapitel 9 Threads und nebenläufige Programmierung
gp 9.1 Prozesse und Threads
gp 9.1.1 Wie parallele Programme die Geschwindigkeit steigern können
gp 9.2 Threads erzeugen
gp 9.2.1 Threads über die Schnittstelle Runnable implementieren
gp 9.2.2 Threads über Runnable starten
gp 9.2.3 Die Klasse Thread erweitern
gp 9.2.4 Erweitern von Thread oder Implementieren von Runnable?
gp 9.3 Threads schlafen
gp 9.3.1 Eine Zeituhr
gp 9.4 Die Klassen Timer und TimerTask
gp 9.5 Die Zustände eines Threads
gp 9.5.1 Das Ende eines Threads
gp 9.5.2 Einen Thread höflich mit Interrupt beenden
gp 9.5.3 Der stop() von außen
gp 9.5.4 Das ThreadDeath-Objekt
gp 9.5.5 Auf das Ende warten mit join()
gp 9.6 Arbeit niederlegen und wieder aufnehmen
gp 9.7 Priorität
gp 9.7.1 Threads hoher Priorität und das AWT
gp 9.7.2 Granularität und Vorrang
gp 9.8 Dämonen
gp 9.9 Kooperative und nichtkooperative Threads
gp 9.10 Synchronisation über kritische Abschnitte
gp 9.10.1 Gemeinsam genutzte Daten
gp 9.10.2 Probleme beim gemeinsamen Zugriff und kritische Abschnitte
gp 9.10.3 Punkte parallel initialisieren
gp 9.10.4 i++ sieht atomar aus, ist es aber nicht
gp 9.10.5 Abschnitte mit synchronized schützen
gp 9.10.6 Monitore
gp 9.10.7 Synchronized-Methode am Beispiel der Klasse StringBuffer
gp 9.10.8 Synchronisierte Blöcke
gp 9.10.9 Vor- und Nachteile von synchronisierten Blöcken und Methoden
gp 9.10.10 Nachträglich synchronisieren
gp 9.10.11 Monitore sind reentrant, gut für die Geschwindigkeit
gp 9.10.12 Deadlocks
gp 9.10.13 Erkennen von Deadlocks
gp 9.11 Variablen mit volatile kennzeichnen
gp 9.12 Synchronisation über Warten und Benachrichtigen
gp 9.12.1 Falls der Lock fehlt: IllegalMonitorStateException
gp 9.12.2 Warten mit wait() und Aufwecken mit notify()
gp 9.12.3 Mehrere Wartende und notifyAll()
gp 9.12.4 wait() mit einer Zeitspanne
gp 9.12.5 Beispiel Erzeuger-Verbraucher-Programm
gp 9.12.6 Semaphoren
gp 9.12.7 Die Concurrency Utilities von Doug Lea
gp 9.13 Aktive Threads in der Umgebung
gp 9.14 Gruppen von Threads in einer Thread-Gruppe
gp 9.14.1 Etwas über die aktuelle Thread-Gruppe herausfinden
gp 9.14.2 Threads in einer Thread-Gruppe anlegen
gp 9.14.3 Methoden von Thread und ThreadGroup im Vergleich
gp 9.15 Einen Abbruch der virtuellen Maschine erkennen


Galileo Computing

9.12 Synchronisation über Warten und Benachrichtigendowntop

Die Synchronisation von Methoden oder Blöcken ist eine einfache Möglichkeit, konkurrierende Zugriffe von der virtuellen Maschine auflösen zu lassen. Obwohl die Umsetzung mit den Locks die Programmierung einfach macht, reicht dies für viele Aufgabenstellungen nicht aus. Wir können zwar Daten austauschen, doch gewünscht ist dieser Austausch in einer synchronisierten Abfolge. Gerne möchte ein Thread das Ankommen von Informationen signalisieren. Andere Threads wollen informiert werden, wenn Daten ankommen.

Abbildung
Hier klicken, um das Bild zu Vergrößern

In Java wird dies durch die speziellen Objektmethoden wait() und notify() realisiert. Sie sind in der Klasse Object definiert (also hat sie jedes Objekt) und werden vom Thread aufgerufen, der gerade den Lock besitzt. Den kann er nur dann besitzen, wenn er sich in einem synchronisierten Block aufhält.

Wenn wir den Lock am Objekt o festmachen und warten, dann schreiben wir:

synchronized( o )
{
  try {
    o.wait();
  } catch ( InterruptedException e ) {}
}

Ein wait() kann mit einer InterruptedException vorzeitig abbrechen, wenn der wartende Thread per interrupt()-Methode unterbrochen wird.

Wenn der aktuelle Thread das Lock eines Objekts besitzt, kann er Threads aufwecken, die auf dieses Objekt warten. Er bekommt den Lock durch das Synchronisieren der Methode, was ja bei Objektmethoden synchronized(this) entspricht.

synchronized void benachrichtige()
{
   notifyAll();
}

Um notify() muss es keinen eine Exception auffangenden Block geben.


Galileo Computing

9.12.1 Falls der Lock fehlt: IllegalMonitorStateExceptiondowntop

Wenn wait() oder notify() aufgerufen werden, uns aber der entsprechende Lock für das Objekt fehlt, kommt es zu einem Laufzeitfehler. Das Problem ist mit einem synchronized-Block zu lösen. Wir wollen uns ein paar Situationen anschauen und eine Korrektur versuchen. Was wird bei folgendem Programm passieren?

Listing 9.14 NotOwner.java

class NotOwner
{
  public static void main( String args[] ) throws InterruptedException
  {
    new NotOwner().wait();
  }
}

Der Compiler kann das Programm übersetzen, doch zur Laufzeit wird es zu einem Fehler kommen:

java.lang.IllegalMonitorStateException: current thread not owner
 at java.lang.Object.wait(Native Method)
 at java.lang.Object.wait(Object.java:426)
 at NotOwner.main(NotOwner.java:5)
Exception in thread "main"

Der Fehler zeigt an, dass der aktuelle ausführende Thread (current thread) nicht den nötigen Lock besitzt, um wait() auszuführen. Den bekommen wir aber über ein synchronized. Um den Fehler zu beheben, setzen wir:

NotOwner o = new NotOwner();
synchronized( o )
{
  o.wait();
}

Das zeigt, dass das Objekt o, welches den Lock besitzt, für ein wait() »bereit« sein muss. In die richtige Stimmung wird es nur mit synchronized gebracht.

synchronized( NotOwner.class )
{
  new NotOwner().wait();
}

Doch natürlich könnten wir auch am Klassenobjekt synchronisieren:

synchronized( NotOwner.class )
{
  NotOwner.class.wait();
}

Galileo Computing

9.12.2 Warten mit wait() und Aufwecken mit notify()downtop

Wartet ein Thread auf eine Nachricht, dann versetzt er sich mit wait() in eine Art Trance. Er geht in den Zustand nicht ausführend über und gibt für diesen Zeitraum seinen Monitor frei. Würde der wait() aufrufende Thread den Monitor nicht freigeben, könnte er auch nicht von anderen Threads reserviert werden. Somit könnte kein anderer Thread synchronisierten Programmcode ausführen, da ja der Monitor belegt ist und normalerweise sichergestellt sein muss, dass sich nur ein Thread im kritischen Abschnitt befindet. Doch in dem speziellen Fall kann nach dem wait() ein anderer Thread in eine synchronisierte Methode oder einen synchronisierten Block eintreten, die (beziehungsweise der) über den Monitor des Objekts synchronisiert. Dort kann der wartende Thread (es können auch mehrere sein) aufgeweckt werden. Dazu ruft der weckende notify() auf. Das heißt, die Methoden kommen immer paarweise vor: wo es ein wait() gibt, da darf auch ein notify() nicht fehlen. Wenn wir ein Programm mit nur einem Thread haben, dann macht natürlich so ein Pärchen keinen Sinn.

Nach einem notify() sollten wir den synchronisierten Abschnitt beenden und den Lock wieder freigegeben. Der wartende Thread wird nun wieder aufgeweckt, bekommt seinen Monitor zurück und kann weiterarbeiten. Wenn mehrere Threads gewartet haben, dann wählt ein Algorithmus zufällig einen Thread aus und weckt ihn auf.


Hinweis Wenn ein Thread ein notify() auslöst und es keinen wartenden Thread gibt, dann verhallt das notify() ungehört.

Daten liefern und auf Daten warten

Szenarien mit wait() und notify() sind oft Produzenten-Konsumenten-Beispiele. Ein Thread liefert Daten, die ein anderer Thread verwenden möchte. Da er nicht in einer kostspieligen Schleife auf die Information warten soll, synchronisieren sich die Partner über ein beiden bekanntes Objekt. Erst dann, wenn der Produzent sein OK gegeben hat, macht es für den Datennutzer Sinn weiterzuarbeiten; jetzt hat er seine benötigten Daten. So wird keine unnötige Zeit in Warteschleifen vergeudet, und der Prozessor kann die übrige Zeit anderen Threads zuteilen.


Beispiel Wir haben zwei Threads, die sich am Objekt o synchronisieren. Thread T1 wartet auf Daten, die Thread T2 liefert. In T1 finden wir dann etwa folgenden Programmcode:
synchronized( o )
{
  o.wait();
  // Habe gewartet, kann jetzt loslegen.
}

Und T2, der etwas liefert, schreibt Folgendes:

synchronized( o )
{
  // Habe etwas gemacht und informiere jetzt meinen Wartenden.
  o.notify();
}

Wir werden gleich noch ein umfassenderes Beispiel für das Konsumenten-Produzenten-Paar anführen.


class java.lang.Object

gp void notify()
Weckt einen beliebigen Thread auf, der an diesem Objekt wartet.
gp void wait() throws InterruptedException
Der aktuelle Thread wartet an dem aufrufenden Objekt darauf, dass er nach einem notify() weiterarbeiten kann. Der aktive Thread muss natürlich den Monitor des Objekts belegt haben. Andernfalls kommt es zu einer IllegalMonitorStateException.

Galileo Computing

9.12.3 Mehrere Wartende und notifyAll()downtop

Es kann durchaus vorkommen, dass mehrere Threads in einer Warteposition an demselben Objekt sind und aufgeweckt werden wollen. Mit notify() lässt sich ein willkürlich ausgewählter Wartender aufwecken. Den anderen Threads ist damit allerdings noch nicht geholfen. Damit sich jetzt nicht jeder Wartende in eine Liste eintragen muss - und wir jeden einzelnen mit notify() aufwecken müssen - bietet jedes Objekt auch die Methode notifyAll() an. Damit werden alle an diesem Objekt wartenden Threads informiert und können weitermachen.


Galileo Computing

9.12.4 wait() mit einer Zeitspannedowntop

Ein wait() wartet im schlechtesten Fall bis zum Nimmerleinstag, wenn es kein notify() gibt. Es gibt jedoch Situationen, in denen wir eine gewisse Zeit warten, aber bei Fehlen der Benachrichtigung trotzdem weitermachen wollen. In Java kann dazu dem wait() eine Zeit in Millisekunden als Parameter übergeben werden.


Beispiel Warte maximal zeri Sekunden auf die Daten vom Objekt o1. Wenn diese nicht ankommen, versuche notify()/notifyAll() vom Objekt o2 zu bekommen.
o1.wait( 2000 );
o2.wait();
Die Synchronisationsblöcke müssen bei einem lauffähigen Beispiel noch hinzugefügt werden.


Galileo Computing

9.12.5 Beispiel Erzeuger-Verbraucher-Programmdowntop

Ein kleines Erzeuger-Verbraucher-Programm soll die Anwendung von Threads kurz demonstrieren. Zwei Threads greifen auf eine gemeinsame Datenbasis zurück. Ein Thread produziert unentwegt Daten (in dem Beispiel ein Zeit-Datum) und schreibt diese in einen Vektor. Der andere Thread nimmt Daten aus dem Vektor heraus und schreibt diese auf den Bildschirm.

Hier kommt nun das Erzeuger-Verbraucher-Programm:

Abbildung
Hier klicken, um das Bild zu Vergrößern

Listing 9.15 ErzeugerVerbraucherDemo.java

import java.util.Vector;
class Erzeuger extends Thread
{
  static final int MAXQUEUE = 13;
  private Vector   nachrichten = new Vector();
  public void run()
  {
    try
    {
      while ( true )
      {
        sendeNachricht();
        sleep( (int)(Math.random()*100) );
      }
    } catch ( InterruptedException e ) { }
  }
  public synchronized void sendeNachricht()
    throws InterruptedException
  {
    while ( nachrichten.size() == MAXQUEUE )
      wait();
    nachrichten.addElement( new java.util.Date().toString() );
    notifyAll();    // oder notify();
  }
  // vom Verbraucher aufgerufen
  public synchronized String getMessage()
    throws InterruptedException
  {
    while ( nachrichten.size() == 0 )
      wait();
    notifyAll();
    String info = (String) nachrichten.firstElement();
    nachrichten.removeElement( info );
    return info;
  }
}
class Verbraucher extends Thread
{
  Erzeuger erzeuger;
  String   name;
  Verbraucher( String name, Erzeuger erzeuger )
  {
    this.erzeuger = erzeuger;
    this.name = name;
  }
  public void run()
  {
    try
    {
      while ( true )
      {
        String info = erzeuger.getMessage();
        System.out.println( name +" holt Nachricht: "+ info );
        sleep( (int)(Math.random()*2000) );
      }
    } catch ( InterruptedException e ) { }
  }
}
public class ErzeugerVerbraucherDemo
{
  public static void main( String args[] )
  {
    Erzeuger erzeuger = new Erzeuger();
    erzeuger.start();
    new Verbraucher( "Eins", erzeuger ).start();
    new Verbraucher( "Zwei", erzeuger ).start();
    new Verbraucher( "Drei", erzeuger ).start();
  }
}

Die gesamte Klasse Erzeuger erweitert Thread. Als Objektvariable wird eine Warteschlange als Objekt der Klasse Vector definiert, das die Daten aufnimmt, auf die die Threads dann zurückgreifen. Die erste definierte Funktion ist sendeNachricht(). Wenn noch Platz in der Warteschlange ist, dann hängt die Funktion das Erstellungsdatum an. Anschließend informiert der Erzeuger über notifyAll() alle eventuell wartenden Threads. Die Verbraucher nutzen die Funktion getMessage(). Sind in der Warteschlange keine Daten vorhanden, so wartet der Thread durch wait(). Dieses wird nur dann unterbrochen, wenn ein notifyAll() vom Erzeuger kommt. Die Klasse Verbraucher implementiert run(), das eine Nachricht holt und eine Sekunde wartet.

Wichtig ist der Programmblock in der Schleife:

while ( nachrichten.size() == MAXQUEUE )
  wait();

Es ist typisch für Wartesituationen, dass wait() in einem Schleifenrumpf aufgerufen wird. Denn falls ein notifyAll() aus dem wait() erlöst, kann gleichzeitig auch ein anderer Thread fertig werden und aus der Schleife herauskommen. Das ist der Fall, wenn gleichzeitig Threads auf das Ankommen neuer Güter warten. Ein einfaches if würde dazu führen, dass einer der beiden ein erzeugtes Gut entnimmt und der andere Verbraucher dann keins mehr bekommen kann. Die Schleifenbedingung ist das Gegenteil der Bedingung, auf die gewartet werden soll.

Das Hauptprogramm in ErzeugerVerbraucherDemo konstruiert einen Erzeuger und drei Verbraucher. Wir übergeben im Konstruktor den Erzeuger, und dann holen sich die Verbraucher mittels getMessage() selbstständig die Daten ab. Es ergibt sich eine Ausgabe ähnlich dieser:

Eins holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:56 CEST 2001
Zwei holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:57 CEST 2001
Drei holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:57 CEST 2001
Drei holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:57 CEST 2001
Drei holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:57 CEST 2001
Eins holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:57 CEST 2001
Zwei holt Nachricht: Thu Sep 20 13:45:57 CEST 2001
... bis in die Unendlichkeit

Galileo Computing

9.12.6 Semaphorendowntop

Wir haben gesehen, dass sich Synchronisationsprobleme durch kritische Abschnitte und Wartesituationen mit wait() und notify() lösen lassen. Dennoch ist der eingebaute Mechanismus auch mit Nachteilen verbunden. Denn eine große Schwierigkeit ist es, synchronisierende Programme zu entwickeln und zu warten. Die Synchronisationsvariablen verstreuen sich mitunter über große Programmteile und machen die Wartung schwierig. Teile, die bewusst atomar ausgeführt werden müssen, benötigen zwingend einen Programmblock und eine Synchronisationsvariable. Und das heißt für uns Entwickler, dass wir einen vorher einfachen Block durch wait() und notify() ersetzen müssen, der synchronisiert ist. Und wir müssen uns um eine Variable kümmern. Das ist unangenehm, und wir wünschen uns ein einfacheres Konzept, so dass eine Umstellung leicht ist. Hier bieten sich Funktionsaufrufe an. Es ist schön, die Wartesituation hinter einem Paar von Funktionen wie enter() und leave() zu verstecken.

Die Idee für diese Realisierung kommt von dem niederländischen1 Informatiker Edsger Wybe Dijkstra2. Neben vielen anderen Problemen aus der Informatik beschäftigte er sich mit der Wahl der kürzesten Wege und mit der Synchronisation von Prozessen. Zur damaligen Zeit wurde Parallelität noch durch Variablen und Warteschleifen realisiert, Programmiersprachen mit höheren Konzepten, wie sie Java bietet, waren nicht kommerziell verbreitet. Dijkstra schlug einen Satz von Funktionen P() und V() vor, die das Eintreten und Verlassen in und aus einem atomaren Block umsetzen. Dijkstra assoziierte mit den Funktionsnamen die Wörter pass und vrij, was auf Niederländisch frei heißt. Er nahm zur Verdeutlichung ein Beispiel aus dem Eisenbahnverkehr. Dort darf sich nur ein Zug auf einem Streckenabschnitt befinden, und wenn ein weiterer Zug einfahren will, so muss er warten. Er kann dann weiterfahren, wenn der erste Zug die Strecke verlassen hat. Wir erkennen hier sofort einen kritischen Abschnitt wieder, den wir in Java mit synchronized schützen würden. Da für uns P() und V() nicht so intuitiv ist und wir keine Eisenbahner sind, verwenden wir für das Eintreten die Methode enter() und für das Austreten leave(). Verglichen mit einer Sperre, hätten wir die Funktionen auch lock() und unlock() nennen können.

Der Datentyp, der diese beiden Funktionen jetzt implementiert, nennt sich Semaphore. In ihm ist intern auch noch die Synchronisationsvariable versteckt, doch dies bleibt für uns als Nutzer natürlich unsichtbar. Die Klasse lässt sich in Java leicht realisieren.

Listing 9.16 Semaphore.java

public class Semaphore
{
  private int cnt = 1;
  public Semaphore( int cnt )
  {
    if ( cnt > 1 )  // nur Zähler größer 1 akzeptieren
      this.cnt = cnt;
  }
  public synchronized void enter()  // P
  {
    while ( cnt <= 0 )
      try {
        wait();
      } catch( InterruptedException e ) {}
    cnt--;
  }
  public synchronized void leave()  // V
  {
    cnt++;
//    if ( cnt > 0 )
    notify();
  }
}

Die hier gewählte Implementierung lässt zwei Semaphoren zu: So genannte binäre Semaphoren, die unserem klassischem wait() und notify() entsprechen, sowie allgemeine Semaphoren, die eine bestimmte begrenzte Menge an Threads in einen kritischen Abschnitt lassen. Letzteres vereinfacht das Konsumenten-Produzenten-Problem. Die verbleibende Größe des Puffers ist damit auch automatisch die maximale Anzahl von Produzenten, die sich parallel im Einfügeblock befinden können. Schön ist, dass die allgemeine Semaphore mit mehreren Wartenden letztendlich in den kritischen Abschnitt auf eine binäre Semaphore abgebildet wird, die ja nichts anderes als ein einzelnes wait() und notify() ist.


Galileo Computing

9.12.7 Die Concurrency Utilities von Doug Leatoptop

Doug Lea3 hat in der JSR 166 die Concurrency Utilities (http://www.jcp.org/jsr/detail/166.jsp) beschrieben, die vermutlich Teil von 1.5 sein werden. Wichtigster Teil ist das Paket java.util.concurrent, wo es auch eine Semaphore-Klasse gibt. Eine API-Dokumentation gibt die Seite http://gee.cs.oswego.edu/dl/concurrent/dist/docs/index.html.






1 Holland ist im Übrigen nur eine Provinz der Niederlande.

2 Einige Infos über ihn unter>http://henson.cc.kzoo.edu/~k98mn01/dijkstra.html.

3 Doug Lea ist erfahrener Entwickler von Multithreaded-Applikationen und Autor des nicht ganz leichten Buches »Concurrent Programming in Java. Design Principles and Patterns«.





Copyright (c) Galileo Press GmbH 2004
Für Ihren privaten Gebrauch dürfen Sie die Online-Version natürlich ausdrucken. Ansonsten unterliegt das <openbook> denselben Bestimmungen, wie die gebundene Ausgabe: Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.


[Galileo Computing]

Galileo Press GmbH, Gartenstraße 24, 53229 Bonn, Tel.: 0228.42150.0, Fax 0228.42150.77, info@galileo-press.de