Galileo Computing < openbook > Galileo Computing - Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.
Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1 Linux
2 Ubuntu Linux
3 Von »Warty« bis »Edgy«
4 Optimale Nutzung der beiliegenden DVDs
5 Ubuntu erleben – Die Installation
6 Erste Schritte
7 Ubuntu
8 Kubuntu
9 Xubuntu
10 Edubuntu
11 Hardwarekonfiguration
12 Ubuntu und aktuelle Hardware
13 Software
14 Programme installieren
15 Programmierung und Design
16 Migration von Windows zu Ubuntu
17 Netzwerktechnik
18 Kompilieren und Optimieren
19 Das System im Detail
20 Sicherheit
21 Virtualisierung
22 Übersicht: Software für (K)Ubuntu
23 Wo bekomme ich weitere Hilfe?
24 Befehlsreferenz Ubuntu Linux
A Häufig gestellte Fragen
B Glossar
C Mark Shuttleworth
D Deutsche Übersetzung der GPL
Stichwort

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Ubuntu GNU/Linux von Marcus Fischer
Grundlagen, Anwendung, Administration
Buch: Ubuntu GNU/Linux

Ubuntu GNU/Linux
2., akt. und erw. Aufl., mit 2 DVDs
913 S., 39,90 Euro
Galileo Computing
ISBN 978-3-89842-848-4
gp 3 Von »Warty« bis »Edgy«
  gp 3.1 Einleitung
  gp 3.2 Überblick
    gp 3.2.1 Zyklen
    gp 3.2.2 Releases
    gp 3.2.3 Supportzeiträume
  gp 3.3 Die Versionen im Detail
    gp 3.3.1 Warty Warthog
    gp 3.3.2 Hoary Hedgehog
    gp 3.3.3 Breezy Badger
    gp 3.3.4 Dapper Drake
    gp 3.3.5 Edgy Eft


Galileo Computing

3.3 Die Versionen im Detail  downtop

Nun wollen wir uns endlich die bisherigen »Ubuntus« etwas näher ansehen. Dabei wollen wir einen Bogen spannen von »Warty Warthog«, der ersten Version, bis zu einer Vorstellung von »Edgy Eft«, der zur Drucklegung dieses Buches aktuellsten Version.

Diese teilweise merkwürdigen Tiernamen werden den Versionen von den Entwicklern gegeben, bevor sie als offizielle Versionen erscheinen. Nehmen Sie bitte meine Erklärungen für die Tiernamen, die den Versionen gegeben werden, nicht allzu ernst. Sehen Sie es mit etwas Humor, so wie ich auch :-)


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3.3.1 Warty Warthog  downtop

Am 20. Oktober 2004 betrat das allererste Ubuntu die Bühne. Ohne große Ankündigung und im Stillen entwickelt von einer Handvoll auserwählter und sehr erfahrener Entwickler schlug nur wenige Wochen vorher die Nachricht von Ubuntu ins Internet ein wie eine Bombe. Genau am 15. September 2004 wurde die Preview von Ubuntu im Internet angekündigt.

Den genauen Wortlaut dieser Meldung und weitere Informationen rund um die Geburtsstunde von Ubuntu erhalten Sie in Abschnitt 2.1.

Dieses Release sollte wie ein Warzenschwein in die Linux-Welt eindringen – ohne Respekt und alles durchwühlend. Dieses Schwein sollte mit voller Absicht in fremden Revieren wildern, und das hat es auch getan, wie sich zurückblickend feststellen lässt.

Das Artwork

Rein optisch gesehen präsentierte sich das warzige Warzenschwein in einem wahrlich einzigartigen Outfit.

In der Welt der Betriebssysteme dominiert mit großem Abstand die Farbe Blau. Nicht nur bei Windows, auch bei vielen anderen Linux-Distributionen ist dies der Fall gewesen.

Ubuntu kam von Anfang an in warmen Brauntönen daher. Dies ist schon bei der Anmeldung am System unübersehbar (siehe Abbildung 3.3) und erstreckt sich bis auf den Desktop des fertig gestarteten Systems (siehe Abbildung 3.4).

Abbildung 3.3    Der Anmeldebildschirm (GDM) von Ubuntu 4.10 – »Warty Warthog«

Abbildung 3.4    Der Desktop von Ubuntu 4.10 – »Warty Warthog«

Mit diesen Brauntönen sollten zwei Anliegen von Ubuntu visualisiert werden. Zum einen wollte Ubuntu seine Verbindung zu (Süd-)Afrika zum Ausdruck bringen, zum anderen sollte diese Distribution auch in seiner optischen Erscheinung »menschlich« wirken.

Eine kleine Anekdote am Rande ...

Zu Beginn wurde noch sehr viel Wert auf künstlerische Hintergrundbilder gelegt. Also machte man verschiedene Fotos von zwei Frauen und einem Mann (siehe Abbildung 3.5).

Sie stammen aus kulturell verschiedenen Teilen der Welt und sollen gemeinsam für die Verbindung zwischen den verschiedenen Kulturen stehen. Man nennt die kreisförmige Anordnung dieser drei Personen den »Circle of Friends«.

Es gab ein Metapaket, das eine Reihe von Hintergrundbildern mit diesen Menschen installierte. Monatlich wechselnde Motive brachten etwas Abwechslung in den tristen Computeralltag. Sie können sich diese Pakete immer noch ansehen und die vorhandenen Hintergrundbilder aus dieser Serie installieren. Suchen Sie einfach mit Hilfe von Synaptic nach ubuntu-calendar. Wie Sie Synaptic verwenden, erfahren Sie im Abschnitt 14.5.3.

Abbildung 3.5    Der Stein des Anstoßes. Diese drei nackten Schönheiten sorgten bei manchen Benutzern für helle Aufregung – leider nicht immer positive.

Leider wurde bei der Gestaltung dieses zweifellos schönen Motives vergessen, dass in vielen Ländern die Darstellung einer auch nur teilweise entblößten Frau ein absolutes Tabu ist. In der Folge des Erscheinens von »Warty Warthog« hagelte es regelrecht Proteste aus Ländern mit streng religiösen Benutzern. Ubuntu wurde in vielen Ländern »uninstallierbar«, da sich bei der ersten Installation ein solches Motiv als Standard-Hintergrundbild präsentierte.

Als Folge dieses Protestes entschloss man sich bei Canonical auf diese Motive zu verzichten. Seitdem wird der »Circle of Friends« durch angezogene Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen symbolisiert.

Die optische Erscheinung von Ubuntu hatte aber bestimmt nur einen geringen Anteil am schlagartigen Erfolg dieser Distribution. Wesentlich größeren Anteil daran trugen sicherlich:

  • der einfache Aufbau (für jeden Zweck nur ein Programm),
  • die einfache Installation (vereinfachter Debian-Installer),
  • die hervorragende Stabilität im produktiven Einsatz,
  • eine sehr große Auswahl an zusätzlicher Software, wenn Sie dies benötigen,[Zum Installieren einer schier unglaublichen Anzahl von Programmen des Debian-Universums müssen Sie dieses erst einmal freischalten. Mehr dazu erfahren Sie in Abschnitt 14.3 ff.]
  • eine hervorragende Infrastruktur durch die enge Zusammenarbeit mit GNOME-Entwicklern und nicht zuletzt
  • eine herausragend freundliche Gemeinschaft der Benutzer.

Technische Aspekte

Die erste Version erschien mit folgenden Kernkomponenten:

  • Kernel 2.6.9
  • GNOME 2.8
  • Firefox 0.9 (inkl. Sicherheitsupdates)
  • Evolution 2.0 und OpenOffice.org 1.1.2
  • XFree86 4.3

Problematisch waren die divergierenden Architekturen und die damit einhergehenden unterschiedlichen Hardwareerkennungen der Live- und der Installations-CD. Folglich konnten einige Benutzer, bei denen die Live-CD zwar problemlos startete, Ubuntu mit der Installations-CD trotzdem nicht installieren.


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3.3.2 Hoary Hedgehog  downtop

Am 08. April 2005 folgte der zweite Streich, das Warzenschwein bekam einen legitimen Nachfolger – den altersgrauen Igel. Nachdem die erste Version eine Menge Staub aufgewirbelt hatte, präsentierte sich die zweite Version deutlich gereifter. Ubuntu hatte sich bereits in seiner kurzen Geschichte einen Namen gemacht und sich ein stacheliges Fell zugelegt. Man konnte nun einen Gang zurückschalten und sich ganz auf die Weiterentwicklung dieser Distribution konzentrieren.

Bei der Entwicklung der neuen Version von Ubuntu »Hoary Hedgehog« stand eher eine Evolution als eine Revolution an. Nach der äußerst erfolgreichen Premiere von »Warty Warthog« musste das Rad nicht noch erfunden werden. Der Fokus lag eindeutig auf Detaillösungen und Bugfixes. Neue und offensichtliche Funktionen gab es eher wenige. Trotzdem wurde unter der Oberfläche eine Menge gewerkelt. Am meisten Arbeit steckte wahrscheinlich in der nochmals verbesserten Hardwareerkennung, vor allem im Aufbau der Live-CD, die bei der ersten Version von Ubuntu noch viel Kritik einstecken musste.

Die gravierendste Neuerung bei Hoary ist sicherlich der Wechsel des X-Servers von Xfree auf X.org. Eine andere »Kleinigkeit« ist die Kreation von Kubuntu, einer Ubuntu-Version mit KDE als Standard-Desktop (statt GNOME).

Auf Kubuntu werde ich in Kapitel 8 noch genauer eingehen.

Das Artwork

Im Erscheinungsbild präsentierte sich der Igel frischer und lebendiger als sein Vorgänger. Man merkt an allen Stellen des Systems, dass hier sehr viel mehr Wert auf Details gelegt wurde. Der GNOME Display Manager (kurz GDM) präsentiert sich hier schlichter als bei Warty (siehe Abbildung 3.6).

Nach dem Anmelden sehen Sie das Laden aller nötigen Programme animiert in einem schmalen Splash-Screen (siehe Abbildung 3.7), bevor Sie der neue Desktop begrüßt (siehe Abbildung 3.8).

Abbildung 3.6    Der Splash-Screen von Ubuntu 5.04

Abbildung 3.7    Der GDM von Hoary Hedgehog

Abbildung 3.8    Der Desktop von Hoary Hedgehog

Neuerungen

Ubuntu 5.04 beinhaltet

  • Kernel 2.6.10
  • GNOME 2.10
  • Firefox 1.0.2 (inkl. Sicherheitsupdates)
  • Evolution 2.2.1 und OpenOffice.org 1.1.3
  • X.org 6.8.2

Ubuntu 5.04 enthält im Gegensatz zu Warty den X-Server von X.org. X.org hat einige gewichtige Vorteile gegenüber dem älteren Xfree86. So werden wesentlich mehr Graphikkarten verschiedener Hersteller unterstützt. Eine verbesserte automatische Erkennung nimmt Ihnen bei der Installation eine Menge Arbeit ab und erlaubt eine fast vollständige Erkennung und Einbindung der Karte in Ihr System.

»Hoary Hedgehog« beinhaltete zwei ganz neue Pakete, die auf dem Paketverwaltungsprogramm Synaptic aufbauen und Ihnen dabei helfen, den Computer immer auf dem neuesten Stand zu halten, ohne dass Sie sich explizit hierum kümmern müssten. Diese neuen Pakete sind der update-manager und der upgrade-notifier.

Diese beiden Programme sind heute noch in Ubuntu enthalten. Sie erfahren mehr über

  • das Aktualisieren von Ubuntu in Abschnitt 6.1.3 und
  • das so genannte Upgraden der gesamten Distribution in Abschnitt 5.4.2.

Der altersgraue Igel bietet nun erstmals

  • eine integrierte Dokumentation,
  • den Ubuntu FAQ Guide (Frequently Asked Questions, häufig gestellte Fragen) und
  • den Ubuntu Quick Guide (Schnellstart-Dokumentation)

an.

Mit der Einführung dieser Dokumente hat sich Ubuntu ein weiteres Ziel auf seine Fahnen geschrieben, nämlich dass Ubuntu die am besten dokumentierte Distribution werden soll.

Der Ubuntu FAQ Guide hat das Ziel, die häufig gestellten Fragen der Benutzer zu beantworten. Der Ubuntu Quick Guide ist eine Einführung in den Ubuntu-Desktop, der die Gnome-Desktopumgebung und die vorhandenen Funktionen und Programme erklärt.

Die erste Version von Kubuntu

Ubuntu war im Oktober 2004 einzig und allein mit der Desktopumgebung von GNOME an den Start gegangen. Während GNOME in den USA und anderen Ländern sehr erfolgreich und beliebt ist, sieht die Situation in Europa und speziell in Deutschland ein bißchen anders aus.

Hier ist eine alternative Desktopumgebung mit dem Namen KDE (K Desktop Environment) sehr beliebt.

Abbildung 3.9    Der KDM von »Hoary Hedgehog« in der Kubuntu-Version

Ubuntu stand von Beginn an Menschen und Ideen offen gegenüber, die das System modifizieren und damit für ihre Bedürfnisse anpassen möchten. Und genau das haben Anfang 2005 ein paar Freiwillige gemacht und mit der Unterstützung von Canonical ein Ubuntu mit KDE entwickelt, ein sogenanntes »Kubuntu«.

Canonical hatte für dieses Projekt einen zusätzlichen Entwickler eingestellt, der sich ausschließlich um KDE und im Folgenden dann auch für Ubuntu engagierte. Kubuntu war zu dieser Zeit lediglich ein optionales Ubuntu, das Canonical zwar förderte, indem es dieses Projekt auf den eigenen Servern bereitstellte und somit einige Teile der Infrastruktur dafür öffnete. Ein offizielles Ubuntu-Derivat war es zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Dies sollte sich 2006 mit der Veröffentlichung von »Dapper Drake« ändern, aber dazu kommen wir in Abschnitt 3.3.4.

Hoary führt erstmals sogenannte language packs ein. Diese Sprachpakete erlauben es dem Nutzer, sein gesamtes System mit einem einzigen Paket zu lokalisieren.

Ubuntu hat in seiner neuen Version nun einen vereinheitlichen Hardwareerkennungsprozess. Die Live-CD, der Installationsprozess und das installierte System nutzen alle hotplug. Wenn die Live-CD Ihre Hardware korrekt erkennt und konfiguriert, wird es der Installationsprozess bei einer »richtigen« Installation auch tun. Die Live-CD kann fortan dazu benutzt werden, um die Kompatibilität vor der Installation von Ubuntu zu testen.

Canonical bietet nun auch ein Image für die Installation von DVD an. Das Installations-Image für DVDs enthält alle unterstützten Pakete aus dem Main-Repository. Dies ist natürlich von Vorteil, wenn Sie eine langsamere Internetverbindung als DSL haben.

So müssen Sie z. B. bei einer Installation mit Hilfe dieser DVD keine weiteren Sprachpakete separat herunterladen, um ein komplett deutsches System zu erhalten. Unter anderem ist diesem Buch eine solche DVD für die Versionen »Dapper Drake« und »Edgy Eft« beigelegt.


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3.3.3 Breezy Badger  downtop

Am 13. Oktober 2005 wurde die mittlerweile dritte Version von Ubuntu vorgestellt, der »Breezy Badger«, zu Deutsch Frechdachs.

Mit dem Frechdachs gelang Ubuntu ein riesiger Schritt nach vorne. Das System wurde insgesamt immer ausgefeilter, die sowieso schon überragende Qualität der Hardwareerkennung wurde stetig weiterentwickelt und erreichte mit dieser Version den vorläufigen Höhepunkt.

Der Fokus steckt bei Breezy in der verbesserten Hardwareerkennung bei Notebooks. So wurde bei der Entwicklung der aktuellen Version sehr viel Wert darauf gelegt, dass z. B. WLan und die Stromsparfunktionen »Out of the Box« funktionieren. Die Unterstützung für Notebooks ist seit jeher eine kleine Schwäche von Linux gewesen. So erscheint der Name in rechtem Licht betrachtet gut gewählt. Der Frechdachs hat keine Hemmungen, sich nun auch auf Notebooks breitzumachen.


Zuerst sollte diese Version noch Grumpy Groundhog heißen (wieder ein -hog). Man entschied sich aber, dass der Name »Mürrisches Murmeltier« kein geeigneter Name für eine Distribution darstellt, die alles andere als mürrisch erscheinen soll. Man ging nun zu einer alphabetischen Bezeichnungsweise über.

Den Beginn macht Breezy, und wenn möglich sollten alle folgenden Releases diese Reihenfolge einhalten, also C, D, E, F, ... Dies konnte gleich im darauf folgenden Release nicht eingehalten werden, da sich kein geeigneter Name mit C finden ließ.


Das Artwork

Erstmals wird bei Ubuntu ein Paket namens »usplash« integriert. Es sorgt für einen graphischen Fortschrittsbalken beim Booten des Systems (siehe Abbildung 3.10).

Abbildung 3.10    Der neu eingeführte graphische Fortschrittsbalken beim Booten des Systems

Dies wurde von vielen Anwendern gewünscht und es entbrannte eine Diskussion über Sinn und Unsinn dieses Features, da von den Gegnern befürchtet wurde, dass dadurch die wichtigen Statusmeldungen nicht mehr sichtbar sein könnten, die über das Starten der nötigen Prozesse und Module informieren. Ubuntu beschritt einen Zwischenweg, wie in Abbildung 3.11 zu sehen ist.

Abbildung 3.11    Der GDM von »Breezy Badger«. Er präsentiert sich unverändert gegenüber »Hoary Hedgehog«.

Abbildung 3.12    Der Desktop von »Breezy Badger«

Neuerungen

Ubuntu 5.10 beinhaltet

  • Kernel 2.6.11
  • GNOME 2.12.1
  • Firefox 1.0.7 (inkl. Sicherheitsupdates)
  • Evolution 2.4.1
  • OpenOffice.org 2.0
  • X.org 6.8.2
  • The Gimp 2.2.8

In Breezy ist nun die neueste OpenOffice.org-Version 2.0 enthalten. In dieser Version ist die neue Komponente base, eine Datenbankanwendung ähnlich wie Microsoft Access, enthalten. Diese Komponente befindet sich allerdings noch in der Entwicklung. Erwarten Sie bitte von ihr nicht den gleichen Funktionsumfang wie von Access. Zusätzlich ist ein neues, standardisiertes Open-Document-Dateiformat enthalten sowie ein verbesserter PDF-Export.

Abbildung 3.13    Kubuntu enthält nun KDE 3.4 in »Breezy Badger«.

Auch wenn die meisten von uns wahrscheinlich keinen PC-Versand aufbauen wollen, ist es vielleicht doch interessant zu wissen, dass Canonical nun einen neuartigen OEM-Modus eingebaut hat, damit die Vorinstallation von Ubuntu-Systemen einfacher gelingt. Dieser Schritt ist in der Hinsicht bemerkenswert, dass man erkennen kann, dass Canonical immer mehr auch kommerzielle Wege beschreiten möchte. Dieser Weg wird aber immer ein paralleler bleiben, Sie werden Ubuntu immer kostenlos herunterladen können.

Die Installationsroutine wurde um die zusätzliche Option erweitert, dass Sie nun bestehende Partitionen, auf denen bereits Betriebssysteme existieren (z. B. Windows), automatisch verkleinern lassen können. Hierdurch schaffen Sie Platz, um Ubuntu zu installieren.

Kurz vor der Veröffentlichung von Dapper wurde der update-manager aktualisiert und erweitert. Damit unterstützt der Synaptic Paketmanager auch das Upgrade von Ubuntu. Sie können nun also erstmals von einer alten Ubuntu-Version auf eine neue Version aktualisieren.


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3.3.4 Dapper Drake  downtop

Am 01. Juni 2006 erschien die erste Version von Ubuntu mit dem Kürzel LTS. Die Abkürzung steht für »Long Term Support« und zeichnet eine Version aus, die besonders langen Support genießt und für den Einsatz in Unternehmen prädestiniert ist.

Mehr zum Thema Support erfahren Sie in Abschnitt 3.2.3.

Mark Shuttleworth, der Initiator, sprach deutlich über den gestiegenen Anspruch und nennt Ubuntu 6.06

»... äußerst stabil und zuverlässig und damit sehr geeignet für den Produktiveinsatz.«

Mehrmals präsentierte er diese Version als Alternative zu Microsoft Windows Vista.

Abbildung 3.14    Der Splash-Screen von Ubuntu 6.06

So ist die LTS-Version ein »eleganter Erpel«, weil er besondere Unterstützung genießt und sehr ausgereift ist. Diese Version soll wie ein Erpel mit etwas Stolz erfüllt sein, sie ist das Ende einer zweijährigen Entwicklung, die mit Warty ihren Anfang nahm. Ubuntu 6.06 läutet einen neuen, zusätzlichen Release-Zyklus ein, mehr dazu erfahren Sie in Abschnitt 3.2.1.

Zudem wurde in dieser Version das Artwork stark überarbeitet, um die besondere Stellung auch optisch zu verdeutlichen. Dapper erscheint nun viel heller und in neuen Orange- und Karamelltönen.

Der herausragendste Unterschied zu den Vorgängern lag in der deutlich gesteigerten Geschwindigkeit. Hier profitierte Ubuntu vor allem von GNOME 2.14, das um einiges schneller ist als noch Version 2.12. Zusammen mit dem schnelleren Bootvorgang, der bei Breezy im Lastenheft der Entwickler stand, startet Dapper auf manchen System in der Hälfte der Zeit, die noch Warty brauchte.

Warum eigentlich 6.06 und nicht 6.04?

Dapper Drake erschien mit einer Verspätung von sechs Wochen. Ursprünglich sollte diese Version im April 2006 erscheinen und hätte dementsprechend Ubuntu 6.04 heißen müssen. Durch die Verspätung hatte sich die Versionsnummer natürlich geändert. Der Grund für die Verspätung liegt in einer erweiterten Testphase für diese Version. Die Entwickler hatten deutlich mehr Zeit für das Aufspüren und Beheben von Softwarefehlern in der Distribution.

Dies ist insoweit sinnvoll, als man für die LTS-Versionen sehr lange Updates garantiert und dies die erste Version ist, mit der man eindeutig auf den Firmeneinsatz spekuliert. Im Rahmen des Erscheinens von Dapper hat man bei Ubuntu seine Infrastruktur optimiert und bietet professionellen Support (gegen Bezahlung) an.


Besonders hervorzuheben ist die Servervariante von Ubuntu, die gleichzeitig mit der Desktopversion erschienen ist. Diese Version bringt zwei vorkonfigurierte Kernel mit, einen für kleinere Rechner und einen für Server mit mehr als acht CPUs. Die Serverversion verspricht das besonders einfache Aufsetzen eines zertifizierten LAMP-Servers. Die professionelle Ausrichtung ist unter anderem daran zu erkennen, dass IBM und MySQL den Server bereits für ihre Datenbanken zertifiziert haben, Gespräche mit Oracle laufen derzeit noch.


Das Artwork

Wie bereits erwähnt, hat Ubuntu bei Dapper die größten optischen Veränderungen seit Bestehen dieser Distribution vorgenommen. Der Erpel wirkt noch einmal deutlich frischer und lebendiger als sein Vorgänger, der Frechdachs.

Durch Effekte wie abgerundete Fensterleisten, Glas-Effekte mit Spiegelungen und horizontalen Farbverläufen in Kontextboxen wirkt Dapper edler und optisch ausgereifter als alle vorherigen Ubuntus. Einen Eindruck von diesen Veränderungen bekommen Sie in Abbildung 3.15.

Abbildung 3.15    Der nochmals aufgeräumte GDM von »Dapper Drake«

Die Bedienung wurde erneut erweitert, indem man die Menüstruktur stark überarbeitete. Alle Aufgaben, die Administratorrechte verlangen, sind jetzt in einem Menü zusammengefasst unter System · Administration.

Seit Breezy startet Ubuntu mit usplash, einem graphischen Fortschrittsbalken. Mit Dapper hält nun auch die Umkehrung dieser Idee Einzug in die Distribution. Wenn Sie Ihren PC herunterfahren, erscheint ein Fortschrittsbalken, der sich rückwärts abbaut, um den Fortschritt des Herunterfahrens anzuzeigen.

Abbildung 3.16    Der Desktop von »Dapper Drake«

In GNOME halten der GNOME Power Manager und der Network Manager Einzug. Der GNOME Power Manager liefert in Notebooks detaillierte Informationen über den (Lade-) Zustand der Batterie und stellt Ihnen die ACPI-Funktionen Ihres Computers zur Verfügung.

Mit Hilfe des Network Managers können Sie problemlos die WLAN-Netze wechseln, falls Sie sich regelmäßig an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Netzwerke anmelden müssen.

Neuerungen

Ubuntu 6.06 beinhaltet

  • Kernel 2.6.15
  • GNOME 2.14.1
  • Firefox 1.5
  • Evolution 2.6.1
  • OpenOffice.org 2.0.2
  • X.org 7.0
  • The Gimp 2.2.11

Ubuntu 6.06 startete mit dem etwas veralteten Kernel 2.6.15, wie auch teilweise nicht mehr ganz aktuellen Softwareversionen. Dies ist ein Zugeständnis an die Stabilität, die bei diesem Release im Vordergrund stand.

Bemerkenswert ist, dass die Unterschiede zu Debian, von dem sich Ubuntu durch eine deutlich verstärkte Aktualität abheben will, immer mehr verschwinden, zumindest wenn man sich die LTS-Versionen ansieht. Es wird sich noch zeigen, in welche Richtung diese Entwicklung in Zukunft gehen wird, denn auch Debian hat sich die Kritik zu Herzen genommen und arbeitet an einem verkürzten Releasezyklus.

Der etwas ältere Kernel wirkte sich auf jeden Fall nicht negativ auf die Hardwareerkennung aus. Ubuntu bietet hier von Beginn an eine hervorragende Hardwareerkennung – neben Knoppix wohl die beste aller Distributionen.

Mit »Dapper Drake« sollten Live- und Installations-CD zusammengelegt werden und in der Folge nur noch ein Installationsmedium existieren, der Name dieser kombinierten CD lautet »Desktop-CD«. Von dieser Desktop-CD kann man wie von einer Live-CD booten und dann aus dem laufenden Live-System heraus installieren. Der Name des dafür zuständigen Programms ist Ubiquity, was so viel wie Allgegenwärtigkeit bedeutet. Mit Erscheinen dieser Version wurde die Installation über die Desktop-CD als favorisierte angegeben.


Leider hatte die Integration von Ubiquity einige Schwächen. Auf vielen Computern war die Installation von Ubuntu 6.06 nicht möglich. Es häuften sich dort die Fehlermeldungen, so dass dieser Bug einer der Gründe war, nur zwei Monate nach Erscheinen eine überarbeitete Version 6.06.1 zu präsentieren.


Parallel zur Desktop-CD gibt es von jeder Version noch eine alternative CD, die die klassische textbasierte Installation ermöglicht. Sie hört auf den Namen »Alternate-CD«. In vielen Fällen ist diese Möglichkeit zu empfehlen, denn trotz der Behebung zahlreicher Fehler gibt es noch immer einige Probleme:

  • Das Live-System muss zunächst einmal starten, dazu werden mindestens 256 MB RAM benötigt, aber auch mit 256 MB RAM verlaufen die Vorbereitungen zur Installation quälend langsam.
  • Weder die Einrichtung von LVM noch die eines RAID-Systems ist möglich. Eine Installation in eine vorhandene Partition ist ebenfalls nicht durchführbar. Die Partition muss erst gelöscht und anschließend neu angelegt werden.
  • GRUB wird immer und ohne Nachfrage in den Bootsektor der ersten Festplatte geschrieben.
  • Schließlich gibt es bei der Installation von der Live-DVD Probleme mit der deutschen Lokalisierung.

In Abschnitt 5.1.4 finden Sie weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen den beiden Installationsvarianten. Details über die graphische Installation erfahren Sie in Abschnitt 5.4.1. In Abschnitt 5.2 werden wir eine textbasierte, also klassische, Installation Schritt für Schritt nachvollziehen.

Die Hardwareanforderungen haben sich übrigens seit Erscheinen der ersten Version nahezu verdoppelt. So braucht Dapper mittlerweile nahezu 3 Gigabyte Platz auf der Festplatte und benötigt mindestens 256 Megabyte Arbeitsspeicher. Dies sah bei Warty noch viel bescheidener aus, aber verglichen mit aktuellen Windows-Versionen wie beispielsweise Vista ist es immer noch wenig. Hier werden bis zu 4 Gigabyte Platz auf der Festplatte und 1 Gigabyte Arbeitsspeicher benötigt.

Kubuntu 6.06 LTS

Auch Kubuntu ist in der Version 6.06 ein LTS-Release, also eine Version mit erweitertem Support. Sie erschien ebenfalls am 01.06.2006.

Abbildung 3.17    Der KDM von Kubuntu 6.06 LTS. In dieses Release wurde KDE in der Version 3.5.2 integriert.

Diese Version enthielt KDE 3.5.2 und einen neuen Installer, der das direkte Installieren aus der Live-CD-Umgebung heraus erlaubt.

Sie erfahren mehr über Kubuntu in Kapitel 8.

Xubuntu – Ein neues Ubuntu

Mit dem Erscheinen von Dapper begrüßten wir Xubuntu im Kreise der offiziell unterstützten Derivate. Xubuntu ist noch ein sehr junges Projekt und hat dementsprechend nicht den Status eines LTS-Release. In Xubuntu 6.06 ist Xfce in der Version »4.4 beta 1« und in 6.10 in der Version »4.4 beta 2« integriert.

Für ältere Computer, auf denen Ubuntu respektive Kubuntu nicht oder nur sehr langsam ihren Dienst verrichten, ist Xubuntu ein Versuch wert. Aber auch Minimalisten schätzen die Einfachheit von Xfce in Verbindung mit Ubuntu – Xubuntu. Mit Erscheinen von Ubuntu 8.04 dürfte Xubuntu auch ein reguläres LTS-Release werden.

Sie finden in Kapitel 9 eine ausführliche Vorstellung von Xubuntu.

Abbildung 3.18    Der Anmeldebildschirm (ebenfalls GDM) von Xubuntu

Xubuntu ist von den offiziellen Servern verfügbar oder über das Metapaket xubuntu-desktop zusätzlich installierbar.

Was hat es mit 6.06.x auf sich?

Aufgrund diverser Mängel in Ubuntu 6.06 entschloß man sich, eine neue Reihe von Maintenance-Versionen zu veröffentlichen. Den Anfang machte zwei Monate nach Erscheinen von Dapper die Version 6.06.1. Weitere Updates von 6.06, also 6.06.2 usw., sind derzeit in Planung.

In die erste ».x-Version« flossen über 300 Aktualisierungen ein, die sich innerhalb von nur zwei Monaten angesammelt hatten. Die größten Bugs waren der fehlerhafte Installer und eine mangelhafte deutsche Lokalisierung, insbesondere bei den KDE-Paketen.


Auch Shipit wird mit den neuen Versionen ausgerüstet. Sie erfahren mehr über Shipit in Abschnitt 2.3.3.



Galileo Computing

3.3.5 Edgy Eft  toptop

Am 26. Oktober 2006 erschien die inzwischen fünfte Version von Ubuntu mit dem Namen »Edgy Eft«. Nach dem vorherigen Release, bei dem die Stabilität oberste Priorität hatte und dementsprechend auf neue technische Spielereien verzichtet wurde, hat Mark Shuttleworth für Ubuntu 6.10 die Entwickler aufgerufen, sich dort auszutoben. So klangen die Ankündigungen für diese Version sehr vielversprechend. Die Version mit dem Namen »Edgy Eft« sollte »bleeding edge« sein, also das Neueste vom Neuesten enthalten.

Es wurden dreidimensionale Desktops mit XGL, eine vollständige Integration von XEN und SELinux angekündigt und noch vieles mehr. Mögliche Instabilitäten sollten dabei in Kauf genommen werden. Produktivanwender sollten nach wie vor Ubuntu 6.06 LTS verwenden. Nach einigen Diskussionen wurden die meisten dieser Pläne wieder aufgegeben und auf die nächste Version verschoben, die im April 2007 erscheint. Dies hatte folgende Gründe:

  • Da der Vorgänger »Dapper Drake« mit sechs Wochen Verspätung erschien, wollte man die Veröffentlichung von »Edgy Eft« wieder an den Releasezyklus von GNOME annähern und zur ursprünglichen Politik der halbjährlichen Veröffentlichungen zurückkehren. Somit hatte man für »Edgy Eft« effektiv nur vier Monate Zeit zum Entwickeln und Testen. Dies ist für die meisten Neuerungen schlichtweg zu wenig Zeit gewesen, um sie auch noch zu testen.
  • Das Risiko, ein instabiles System zu veröffentlichen, wollte niemand eingehen, da man sich des Imageverlustes für Ubuntu bewusst war. Viele Anwender benutzen aus Prinzip immer die neueste verfügbare Version und somit war die Empfehlung für den Einsatz von »Dapper Drake« hinfällig. Unternehmen, die Ubuntu einsetzen, werden schon alleine wegen des verlängertem Supportzeitraumes für Ubuntu 6.06 bei dem älteren Ubuntu bleiben.
    • Aber auch produktiv arbeitenden Anwendern kann empfohlen werden, bei der alten Ubuntu-Version zu bleiben.

»Edgy Eft« markiert den Beginn des zweiten Releasezyklus, der in die zweite LTS-Version Ubuntu 8.04 LTS münden wird. Gleich zu Beginn bleibt festzuhalten, dass Ubuntu 6.10 damit als ersten Schritt auf dem Weg dorthin einige Neuerungen an Bord hat, die natürlich nicht so ausgereift sein können wie es noch bei »Dapper Drake« der Fall war. Als Beispiel sei hier gleich der Firefox 2 vorweggenommen, der erst kurz vor Veröffentlichung von Edgy als stabile Version erschien. Dieser hat teilweise neue Techniken und kann nicht so ausgereift sein wie die x-te Verbesserung der Firefox-1er-Serie.


Ich möchte Linuxanfängern im Allgemeinen nach wie vor den Gebrauch von »Dapper Drake« empfehlen. Wenn die Neugierde überwiegt, was verständlich ist, dann sollten Sie sich zumindest den »nervösen Molch« erst einmal parallel installieren, um dieses Release in Ruhe zu testen, bevor Sie den Erpel löschen.


Im folgenden wollen wir uns die wesentlichen Neuerungen von »Edgy Eft« einmal genauer ansehen.

Installation

Auch von Ubuntu 6.10 gibt es wieder die übliche Vielfalt an Installationsmöglichkeiten. So sind auf den Downloadseiten von Ubuntu nicht nur die Server-Images für verschiedene Architekturen zu finden, sondern auch die PPC-, AMD64- und 386er-Versionen in den jeweils zwei Varianten Desktop und Alternate.

Bei beiden Varianten haben sich einige Kleinigkeiten geändert. Während die textbasierte Installation (Alternate) nun eine detaillierte Abfrage nach dem zu verwendenden Tastaturlayout startet, haben sich die deutlicheren Veränderungen bei der graphischen Installation (Desktop) ergeben. Hier wurde stark nachgebessert, nachdem bei Ubuntu 6.06 LTS viel Kritik an dem zuständigen Paket ubiquity laut wurde.

In seiner aktuellen Version überschreibt der graphische Installer nicht mehr ungefragt den MBR (Master Boot Record) der ersten Festplatte, sondern gibt dem Anwender die Möglichkeit selber zu entscheiden, wo er grub installieren möchte. Insgesamt scheint sich die Zeit, die das Ubuntu für den Installationsvorgang benötigt, noch einmal verkürzt zu haben.

Das Artwork

Als Erstes fällt das veränderte Äußere von Edgy auf. An dem Paket usplash wurde eine Reihe von Verbesserungen vorgenommen. Unter anderem kann sich der BootSplash (siehe Abbildung 3.19) jetzt an größere Monitore und unterschiedliche Auflösungen anpassen.

Auch Kubuntu hat einen eigenen Bootsplash (siehe Abbildung 3.20). Bei beiden Varianten ist neu, dass die Systemmeldungen nicht mehr angezeigt werden, sondern »still« gebootet wird. Dies hat meines Erachtens den Nachteil, dass man nur mit großer Verzögerung sehen kann, an welcher Stelle ein Startvorgang eventuell Schwierigkeiten bereitet.


Falls der Bootvorgang einmal abbrechen sollte, erscheinen nach kurzem Leerlauf die klassischen Textmeldungen, damit man den aktuellen Stand des Bootvorgangs überprüfen kann.


Abbildung 3.19    Edgy ist beim Booten und Herunterfahren still geworden ...


Das Entfernen des Paketes usplash hat den weiteren Vorteil, dass der Systemstart noch einmal beschleunigt wird. Gerade bei älteren Computern kann sich dies positiv bemerkbar machen.


Abbildung 3.20    ... genauso wie Kubuntus neuer Bootsplash.

Bootsplash abschalten

Wenn Ihnen die Systemmeldungen wichtiger sind als der graphische Bootsplash, dann können Sie diesen ganz einfach deaktivieren. Bearbeiten Sie dafür die Datei /boot/grub/menu.lst mit Rootrechten in einem Editor. Entfernen Sie dann in dem entsprechenden Kerneleintrag den Eintrag »splash« und speichern Sie die veränderte Datei wieder ab.

## Auszug aus /boot/grub/menu.lst 
## ## End Default Options \#\# 
 
titleUbuntu, kernel 2.6.15–27–386 
root(hd0,1) 
kernel/boot/vmlinuz-2.6.15–27–386 root=/dev/sda2 ro quiet splash 
initrd/boot/initrd.img-2.6.15–27–386 
savedefault 
boot

Nach einem Neustart haben Sie sowohl beim Booten als auch beim Herunterfahren die Systemmeldungen in der reinen Textansicht.

Der GDM-Anmeldebildschirm ist gegenüber Dapper deutlich verändert und auch der KDM-Anmeldebildschirm hat eine Überarbeitung des De-\linebreak signs erfahren.

Abbildung 3.21    Der GDM von »Edgy Eft«

Der Desktop von Ubuntu 6.10 ist heller als bei allen vorherigen Versionen. Der inzwischen für Ubuntu typische Stil wurde beibehalten.

Abbildung 3.22    Der Desktop von »Edgy Eft«

Neuerungen

Ubuntu 6.10 beinhaltet

  • Kernel 2.6.17
  • GNOME 2.16.1
  • Firefox 2
  • Evolution 2.8.1
  • OpenOffice.org 2.0.4
  • X.org 7.1
  • The Gimp 2.2.13

Edgy startet nochmals schneller als Dapper und auch die zum Herunterfahren nötige Zeit wurde verkürzt – die genauen Zeitspannen hängen natürlich von der verwendeten Hardware ab. Upstart ist standardmäßig aktiviert. Damit ist die Verwaltung von Diensten wesentlich flexibler.

upstart ist ein vollständiger Ersatz für das in die Jahre gekommene init. Sie erfahren mehr über upstart in Abschnitt 3.3.5.

Programme

In »Edgy Eft« ist GNOME 2.16 integriert. Mittlerweile ist es Tradition geworden, dass die GNOME-Entwickler mit jeder neuen Ausgabe ihrer Arbeitsumgebung ein wenig an der Performanceschraube drehen. So ist es auch dieses Mal geschehen, GNOME ist an allen Ecken noch ein Stückchen schneller geworden. Hier hat sich in den letzten Versionen am meisten getan, 2.14 war in diesem Punkt ein Meilenstein und hat mit dem Vorurteil gebrochen, dass GNOME in puncto Geschwindigkeit hinter KDE herhinkt.

Auch wenn jede Distribution behauptet, dass die jeweils neue Version schneller ist als die alte und somit eigentlich inzwischen alle Linux-Distributionen geradezu fliegen müssten, ist dieser Geschwindigkeitsfortschritt bei Ubuntu doch deutlich spürbar.

Mit dem neuen GNOME 2.16 halten nicht nur die GTK-Version, sondern auch einige neue Anwendungen Einzug, unter anderem Tomboy, eine mächtige und trotzdem übersichtliche Notizverwaltung (siehe Abbildung 3.23) und F-Spot, ein neues Fotoverwaltungsprogramm (siehe Abbildung 3.24).

Sie erfahren mehr über die umfangreichen neuen Möglichkeiten mit

  • Tomboy in Abschnitt 13.3.5
  • F-Spot in Abschnitt 13.4.5.

Abbildung 3.23    Die neue Wiki-ähnliche Notizenlösung Tomboy. Es sind wie von einem Wiki her bekannt auch Verknüpfungen zwischen einzelnen Notizen möglich.

Abbildung 3.24    Das neue Bildverwaltungsprogramm F-Spot. Eigentlich ist es als Ersatz für das alte gthumb gedacht, existiert aber momentan noch parallel zu diesem\linebreak in Ubuntu 6.10.

Das neue Evolution 2.8.x, das zu GNOME 2.16 gehört, beherrscht jetzt auch die von Outlook gewohnte und daher vielfach gewünschte dreispaltige Ansicht. Ferner wurde bereits der Kalender mit der Graphikbibliothek Cairo erstellt und viele Fehler der Vorgängerversion behoben.

Abbildung 3.25    Das neue Evolution beherrscht mehrere Ansichten, darunter jetzt\linebreak auch das von vielen früheren Outlook-Nutzern bisher vermisste dreispaltige Design.

Edgy gilt als Ubuntu-Version »für die Entwickler«, eine besondere Stabilität ist ausdrücklich nicht das Entwicklungsziel gewesen. Dies zeigt sich auch darin, dass vermehrt Betaversionen verschiedener Anwendungen aufgenommen wurden. Dazu gehört beispielsweise gaim 2.0 Beta 3.

Am Firefox wurden viele Verbesserungen vorgenommen. So können abgestürzte Sitzungen wiederhergestellt werden, eine verbesserte Suchengine und ein Phishing-Schutz wurden integriert und der Tabsupport wurde um Funktionen wie das Wiederherstellen geschlossener Tabs erweitert. Zudem lassen sich so genannte Feeds nun besser einbinden.

Abbildung 3.26    Der Firefox beherrscht in der Version 2 standardmäßig das Wiederherstellen abgestürzter Browserinstanzen. Leider eine notwendige Funktion.

Firefox oder Iceweasel

Nachdem es wegen der abgeänderten Verwendung des offiziellen Firefox-Logos aus dem Mozilla-Projekt und der nicht vorhandenen Bereitstellung von Patches zu Unstimmigkeiten zwischen dem Debian- und dem Mozilla-Projekt gekommen war, änderte Debian Ende 2006 die Namen aller Mozilla-Applikationen. Die Ubuntu-Distribution wird aber bis auf Weiteres eine offizielle Version von Firefox einsetzen, denn:

»Am Ende hat [...] die Kommunikation gesiegt und den Partnern war es möglich, einen Mittelweg zu finden.« (Mark Shuttleworth Ende Oktober auf seiner Homepage)}

Orca, ein Werkzeug, um Bildschirminhalte als Sprache oder Braille wiederzugeben, ersetzt das bisherige Gnopernicus und ist standardmäßig installiert. Neu ist auch das Werkzeug zur Analyse der Festplattenbelegung, Boabab. Es beherrscht eine Reihe unterschiedlicher Darstellungsarten der Ordnerstruktur und Festplattenbelegung.

Abbildung 3.27    Boabab listet die Festplattenbelegung detailliert auf.

Die Ergebnisse des anonymen Ubuntu Popularity Contest werden nun im Anwendungs-Installationsprogramm (zu finden unter Anwendungen · Hinzufügen/Entfernen) angezeigt. Die Anzeige erfolgt in Form von Sternen rechts neben den installierbaren Anwendungen (siehe hierzu Abbildung 3.28).

Abbildung 3.28    Im Anwendungs-Installationsprogramm sieht man ein Ranking der beliebtesten Programme.

Man kann fortan erkennen, welche Programme gerne installiert werden und kann so – auch ohne die Programme mit Namen zu kennen – sehen, welche Programme es wert sind, ausprobiert zu werden.

Abbildung 3.29    Mehr Freiheit bei der Wahl der Audiogeräte

In den GNOME-Audio-Einstellungen (zu finden unter System · Einstellungen · Audio) kann man seit der Version »Edgy Eft« unterschiedliche Audiogeräte für verschiedene Audio-Ereignisse definieren.

Apropos Audio und Multimedia: Der Multimediaplayer Totem ist vielseitiger geworden und kommt mit wesentlich mehr Formaten klar als früher, das Plug-in totem-mozilla ist jetzt standardmäßig installiert und erlaubt das Streamen von Multimediainhalten im Browser. Ebenfalls deutlich überarbeitet wurde Rhythmbox, der Audioplayer. Er kann auf Wunsch die Songtexte und Cover der gespielten Titel anzeigen.

Kubuntu und Xubuntu

Kubuntu 6.10 baut auf den gleichen technischen Neuerungen wie Ubuntu auf, KDE ist in der Version 3.5.5 integriert (siehe Abbildung 3.30). In Xubuntu ist die Beta 2 von XFCE 4.4 integriert (siehe Abbildung 3.31).

Abbildung 3.30    Kubuntu 6.10 hat KDE 3.5.5 mit an Bord

Ein zentrales Anliegen von Ubuntu ist, das gesamte System für möglichst viele Menschen in ihrer Muttersprache verfügbar zu machen. Daher wurden erneut Übersetzungen integriert. Inzwischen gibt es Ubuntu in mehr als 80 Übersetzungen und bei jeder Veröffentlichung kommen neue hinzu. Sie können sich auf http://www.launchpad.net an diversen Übersetzungen beteiligen oder den Lokalisierungsteams beitreten.

Abbildung 3.31    Der XDM von Xubuntu 6.10

GNOME 2.16 hat mit dem BugBuddy ein Programm bekommen, das Informationen über abgestürzte Anwendungen an die Entwickler schicken kann. Der User kann selber entscheiden, ob Informationen nach einem Absturz verschickt oder verworfen werden sollen.

Abbildung 3.32    BugBuddy informiert die Entwickler über Fehler in der Software.

Der Druckdialog wurde komplett überarbeitet. Viele GNOME-Benutzer (und auch Linus Torvalds) haben über das Fehlen erweiterter Funktionen geklagt. Nun sind sie da: mit dem Duplex-Druck beispielsweise kann beidseitig gedruckt werden, bei Bedarf können aber auch mehrere Seiten pro Blatt ausgedruckt werden.

Abbildung 3.33    Der neue Druckdialog

Ebenfalls überarbeitet wurde Synaptic, das Programm zur bequemen Verwaltung und Installation von Paketen. Die Verwaltung der Repositories ist erheblich vereinfacht worden (siehe Abschnitt 3.34).

Abbildung 3.34    Die Verwaltung der Repositories in Synaptic wurde überarbeitet und vereinfacht.

upstart

Upstart ist ein vollständiger Ersatz für das in Unix-Systemen zum Starten von Prozessen verwendete init und wurde von den Ubuntu-Entwicklern eingeführt. Es stellt die wichtigste technische Neuerung von Ubuntu in diesem Release dar und soll die Probleme von init bezüglich Geschwindigkeit, wechselnder Hardware und des Neustartens von Prozessen beheben.

Der alte »System V Init Daemon« (im Folgenden kurz sysvinit) ist nicht mehr zeitgemäß, da er relativ starr ist und nicht die heutigen Ansprüche an ein modernes System erfüllt. Das alte System sorgte dafür, dass in bestimmten Runleveln Dienste gestartet und beendet wurden.

Dazu musste bisher vorausgesetzt werden, dass ein Gerät oder eine Netzwerkverbindung zur Verfügung stand, um den Dienst zu starten.

Im Zeitalter von vernetzten Geräten und solchen, die während des Betriebs ein- oder ausgesteckt werden können, ist das Konzept zu starr. Sinnvollerweise sollte ein neuer Dienst ereignisgesteuert sein, um dynamisch beispielsweise auf Änderungen der Hardwareumgebung reagieren zu können. Denkbare Ereignisse sind: Ein- oder Ausschalten/Ausstecken eines Gerätes, Energiesparmodus und Aufwachen aus selbigem, Verfügbarkeit und Wegfall einer Netzwerkverbindung, Starten oder Beenden eines Dienstes in Abhängigkeit von anderen Diensten oder Ereignissen etc.

Da das Gleiche auch für zeitgesteuerte Aufträge gilt, tritt Upstart an, auch die Möglichkeiten zu übernehmen, die derzeit cron und anacron bieten. Upstart ist seit Version 6.10 Edgy Eft der init-Prozess von Ubuntu, arbeitet dort allerdings nur im Kompatibilitätsmodus zum System V. Erst für den Nachfolger Ubuntu 7.04 »Feisty Fawn« sind Änderungen an den relevanten Shellskripten geplant, so dass Upstart seine Stärken ausspielen kann.

Mehr über upstart erfahren Sie auf der offiziellen Homepage des Projektes. Sie finden sie unter der Adresse http://upstart.ubuntu.com/.



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