2.2 Der wirtschaftliche Hintergrund
2.2.1 Canonical
Canonical ist ein international tätiges Unternehmen. Während die Zentrale auf der Isle of Man[Die Isle of Man ist eine Insel in der Irischen See, die als autonomer Kronbesitz direkt der britischen Krone unterstellt ist. Die Isle of Man ist bekannt als Steueroase und Sitz vieler Offshorefirmen.] liegt, verteilen sich die Angestellten auf mehrere Kontinente, u. a. Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien.
Der harte Kern umfasst etwas mehr als 30 Entwickler. Obwohl die Firma noch nicht lange existiert, haben die Entwickler von Ubuntu tiefe Wurzeln in der Gemeinschaft von Open-Source-Entwicklern. Es sind Mitarbeiter aus allen wesentlichen Bereichen vorhanden. So arbeiten für Canonical zahlreiche Mitglieder der GNOME-, KDE-, Linux-, Debian- und Arch-Open-Source-Projekte.
Canonical Ltd. hat sich die Entwicklung, Verteilung und Bekanntmachung von Open-Source-Software zum Ziel gesetzt. Hierzu werden einzelne Projekte ins Leben gerufen und finanziell unterstützt. Sie können die Firma Canonical per E-Mail (info@canonical.com) oder über die nachfolgende Adresse erreichen.
Canonical Ltd. |
1 Circular Road |
Douglas |
Isle of Man – IM1 1AF |
Abbildung 2.4 Die Homepage von Canonical im Oktober 2006. Dass Ubuntu das Zugpferd ist, kann man schon an dem ähnlichen Logo (oben links) erkennen.
2.2.2 Weitere Projekte von Canonical
Obwohl Canonical immer in Verbindung mit Ubuntu genannt wird, sollte man wissen, dass diese Firma auch andere Projekte ins Leben gerufen hat bzw. unterstützt. Bei Ubuntu wird großes Gewicht auf das Ökosystem rund um die Distribution gelegt:
»Es ist das Ökosystem um das Betriebssystem herum, das es am Leben hält. Der Support aus der Community diktiert den Erfolg eines Produkts.« (Mark Shuttleworth auf der Linux World-Expo 2005)
Immer mehr Unternehmen sollen zum Einsatz von Ubuntu bewegt werden. Ein großer Schritt in diese Richtung ist die Veröffentlichung von Ubuntu 6.06 gewesen (siehe Abschnitt 3.3.4).
Ubuntu war mit dem Ziel gestartet, eine Distribution für den aufkeimenden afrikanischen Computermarkt zu schaffen und den Informatikern in diesem Land damit aktiv zu helfen. Durch den teilweise überraschenden Erfolg aber hat man sich inzwischen höhere Ziele gesetzt und strebt nun eine weltweite Verbreitung von Ubuntu an. Es bleibt zu hoffen, dass hierbei die Wurzeln nicht vergessen werden.
Ubuntu
Ubuntu ist natürlich das Zugpferd von Canonical schlechthin, mit dessen Hilfe Canonical sein Geld verdienen möchte. Dies wird vorrangig über das Anbieten von Support geschehen. Zur Absicherung der Entwicklung von Ubuntu wurde die Ubuntu Foundation gegründet, die Folgendes verspricht:
- Ubuntu wird immer kostenlos bleiben. Es werden auch in Zukunft niemals für Ubuntu oder einzelne Komponenten Lizenzgebühren verlangt.
- Ubuntu wird kontinuierlich und in regelmäßigen Abständen erscheinen. Es wird ca. alle sechs Monate eine neue Version von Ubuntu geben.
- Ubuntu entspricht in allen Bereichen den Prinzipien der Open-Source-Entwicklung. Keine Komponente von Ubuntu wird jemals proprietär sein. Canonical ermutigt nachdrücklich alle Menschen, Ubuntu zu benutzen und zu testen.
Bazaar
Bazaar ist eine Implementierung des GNU Arch-Protokolls, das die Open-Source-Entwickler benutzen.
Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Team rund um Bazaar und der GNU Arch-Community. In Abschnitt 1.4 haben Sie bereits mehr über GNU erfahren.
Go Open Source Campaign
Die »Go Open Source«-Kampagne hat es sich zum Ziel gesetzt, den Vorteil von Open-Source Software in Südafrika publik zu machen. In dieser Kampagne haben sich Organisationen aus privaten, wirtschaftlichen und Verwaltungssektoren zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für die Verbreitung der Open-Source-Software unter allen Bevölkerungsschichten einzusetzen.
Damit soll auch Menschen aus ärmeren Ländern die Möglichkeit gegeben werden, sich auf dem EDV-Gebiet Wissen anzueignen, um mit Hilfe dieses Wissens ihre Zukunft besser zu gestalten und so eventuell Wege aus der Armut zu finden. Um diese Ziele zu verwirklichen, wird nicht nur die Verbreitung der kostenlosen Software vorangetrieben, sondern auch Aufklärungsarbeit über die Medien betrieben und es werden regelmäßige Treffen organisiert.
The OpenCD
Die »Open Source CD« ist eine Zusammenstellung von Open-Source-Software für den Windows-Bereich. Sie soll den Nutzern von Windows die Möglichkeit geben, ohne besondere Vorkenntnisse Open-Source-Programme zu nutzen. Die Benutzer können somit die Alternativen für kommerzielle Software kennenlernen und sich von deren Qualität überzeugen. Die Open Source CD lässt sich kostenlos herunterladen von der Homepage des Projekts http://www.theopencd.org.
Freedom Toaster
Im Jahr 2000 wurde von Mark Shuttleworth die Shuttleworth Foundation gegründet mit dem Ziel, der südafrikanischen Jugend eine zentrale Anlaufstelle für alle technologischen Aspekte des Internets zu geben. Dies alles geschieht in dem Glauben, dass einzig und allein Bildung der Schlüssel zum geistigen Potential Afrikas ist.
Die Shuttleworth Foundation hilft ganz real an vielen Orten des afrikanischen Kontinents. So werden z. B. an vielen Orten so genannte »Freedom Toaster« aufgestellt (siehe Abbildung 2.5), an denen die Menschen kostenlos Kopien von freier Software anfertigen können. Aufgrund mangelnder Telekommunikationsnetze in Afrika ist der Download größerer Datenmenge nämlich an vielen Stellen so gut wie unmöglich.
An diesen Toastern sind natürlich die neuesten Ubuntu-Versionen zu bekommen, aber auch andere Distributionen wie Debian, SUSE, Mandriva, Fedora Core, Knoppix, FreeBSD, Gentoo und Slackware. Daneben gibt es auch einzelne Programme wie OpenOffice oder die Produkte der Mozilla Stiftung (Firefox, Thunderbird usw.). Neben Software findet man dort auch Literatur aus dem Project Gutenberg. Das freie Project Gutenberg bietet mehr als 18.000 Bücher, bei denen das Copyright inzwischen abgelaufen ist.
Abbildung 2.5 Der so genannte Freedom Toaster. Mit ihm lassen sich verschiedene Distributionen kostenlos auf einen selbst mitgebrachten Rohling brennen.
Launchpad
Das Launchpad (launchpad.net) ist eine Art Portal, das eine Sammlung von Services für Open-Source-Projekten bietet. Jeder, der möchte, kann sein eigenes Projekt dort registrieren und dann gemeinschaftlich mit anderen zusammen an diesem Projekt arbeiten, sei es an Übersetzungen oder an dem eigentlichen Quellcode des Programmes selbst.
Launchpad ist in mehrere Rubriken aufgeteilt:
- Rosetta
- Malone
-
- Malone (launchpad.net/malone) ist ein System, in dem Sie Softwarefehler melden können – das so genannte Bugtracking. Machen Sie davon eifrig Gebrauch, denn nur so kann z. B. Ubuntu immer besser werden.
Des Weiteren können Sie den Entwicklern der Open-Source-Projekte über Launchpad Verbesserungswünsche und Anregungen mitteilen.
Abbildung 2.6 Launchpad – Hier können Sie aktiv an der Entwicklung von Ubuntu mithelfen.
2.2.3 Die Ubuntu Foundation
Mark Shuttleworth und Canonical Ltd. haben am 01. Juli 2005 die »Ubuntu Foundation« gegründet, die mit einem anfänglichen Startkapital von insgesamt 10 Millionen US-Dollar ausgestattet wurde. Mit Hilfe dieses Geldes sollen wichtige Community-Mitglieder eingestellt werden, um sicherzustellen, dass Ubuntu kontinuierlich weiterentwickelt wird.
Es gibt nun also zwei »Gesellschaften«, die sich um Ubuntu kümmern:
1. | 1. Die kommerziell ausgerichtete Firma Canonical. Das Geld möchte Canonical durch regionale und globale PartnerschaftenPartnerschaften, ZertifizierungenZertifizierung und Support-ProgrammeHilfeSupport-Programme verdienen. |
2. | 2. Die gemeinnützige Ubuntu Foundation kümmert sich um die stete Weiterentwicklung der Distribution. Somit ist der Fortbestand von Ubuntu nicht gefährdet, selbst wenn Canonical kein Geld verdienen und die Firma Konkurs anmelden müsste. |
Die Gründung dieser Foundation hat ebenfalls das Ziel, Ubuntu unabhängiger von den Entscheidungen einer einzelnen Person, z. B. Mark Shuttleworth, zu machen. Gerade dies war im Vorwege einer der großen Kritikpunkte an Ubuntu.