2.4 Ubuntu – Die Varianten
Seit seinem Start im Oktober 2004 ist Ubuntu nicht lange allein geblieben. Inzwischen hat die Ubuntu-Familie Nachwuchs und das ursprüngliche Ubuntu (mit GNOME) einige Brüder und Schwestern bekommen. Als Erstes kam Kubuntu auf die Welt, der Bruder von Ubuntu, welcher KDE als Standarddesktop einsetzt. Zeitgleich mit »Breezy Badger« gesellte sich auch noch eine Schwester namens Edubuntu zu den beiden – ein Betriebssystem, das für den Einsatz in Schulen optimiert ist.
Der neueste und damit jüngste Spross der Ubuntu-Familie ist Xubuntu, ein Ubuntu mit der Arbeitsumgebung Xfce. Xubuntu ist schon seit längerem in der Entwicklung, aber erst seit Juni 2006 ist es möglich, auch Xubuntu über die offiziellen Downloadserver zu bekommen.
Was ist ein Derivat? |
Bei unterschiedlichen Varianten einer bestimmten Software, in unserem Fall von Ubuntu, spricht man von so genannten »Derivaten« (lateinisch von »derivare« – |
»ableiten«, deutsch: Abkömmling). Allgemein bezeichnet dies eine Struktur, die von einer anderen abgeleitet ist. |
Einige der im Folgenden vorgestellten Derivate haben ihren Einzug in dieses Buch gefunden, so z. B. Kubuntu und Xubuntu. Besonderheiten bei der Installation dieser jeweiligen Ubuntu-Derivate erfahren Sie
- für Kubuntu in Abschnitt 5.3.1
- für Xubuntu in Abschnitt 5.3.2
Wie Sie Kubuntu bzw. Xubuntu neben Ihrem existierenden Ubuntu mit einfachsten Mitteln problemlos parallel installieren, erfahren Sie
- für Kubuntu in Abschnitt 8.1.7
- für Xubuntu in Abschnitt 9.1.6
2.4.1 Edubuntu
Edubuntu (http://www.edubuntu.org) ist eine speziell für den Einsatz in Klassenzimmern angepasste Ubuntu-Version. Dozenten sind hiermit in der Lage, mit relativ geringen Computerkenntnissen schnell und einfach ein Computerlabor aufzubauen.
Das System des Dozenten arbeitet hierbei als Server, während die anderen PCs als Clients fungieren. Als Dozent kann man somit die Kontrolle über die Clients behalten und z. B. geöffnete Programme und andere Lerninhalte vorgeben. Die erste Version von Edubuntu erschien zeitgleich mit Ubuntu 5.10. Sie besteht ähnlich wie das »normale« Ubuntu aus mehreren Kernkomponenten:
- Der Desktop
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- Als Arbeitsumgebung wird genau wie bei Ubuntu GNOME eingesetzt. Der Einsatz von KDE als Standard ist bisher nicht vorgesehen, kann aber natürlich bei Bedarf nachinstalliert werden.
- Die Office-Suite
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- Edubuntu beinhaltet die Office-Suite OpenOffice.org. Auf OpenOffice.org werde ich in Abschnitt 13.3 noch näher eingehen.
- Linux Terminal Server Project
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- Die Hauptkomponente von Edubuntu ist LTSP, das Linux Terminal Server Project. Mit LTSP ist die Verbindung des Edubuntu-Servers zu einer Vielzahl von Clients möglich. LTSP stellt eine sehr günstige Möglichkeit der Kommunikation zwischen Server und Clients dar, wobei die Hardwareanforderungen an die Clients sehr gering gehalten sind. Sie bekommen mehr Informationen auf der Homepage des Projektes http://www.ltsp.org.
- SchoolTool Calendar
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- Dies ist eine serverbasierte Anwendung, die eine effiziente Kalenderverwaltung für alle Bereiche rund um Schule darstellt. Mit Hilfe von SchoolTool ist es möglich, Schulpläne wie Stunden-, Klassen-, Sport- oder Ausflugskalender zu veröffentlichen und zu verwalten. Änderungen, die von einer Lehrkraft oder auch von Eltern vorgenommen werden, erscheinen zeitgleich in den Kalendern der Schüler/Studenten. Hierbei ist es möglich, komplexeste Aufgaben wie unregelmäßige Wiederholungen oder den automatischen Import von Klassenlisten zu organisieren. Für weitere Informationen steht Ihnen auch hier die Informationsseite des Projekts im Internet zur Verfügung http://www.schooltool.org.
- Moodle
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- Moodle ist ein Kurs-Management-System, welches das E-Learning, also die Möglichkeit von internetbasierten Kursen, ermöglichen und vereinfachen soll. Moodle kennt hierbei keine Größenbeschränkungen und kann mit einigen wenigen Teilnehmern genauso gut umgehen wie mit einer kompletten Universität von 40.000 Studenten. Die Homepage erreichen Sie unter http://www.moodle.org.
- KDE Edutainment Suite
- GCompris
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- GCompris ist eine Sammlung von einfachsten Lernprogrammen, die das Ziel haben, schon jüngsten Kindern im Kindergarten den Umgang mit Computern und Software zu ermöglichen. Die integrierten Programme haben Ziele wie z. B. das Erlernen der Uhr, das Lösen einfachster Mathematikaufgaben oder sie sind simple Gedächtnistrainer (Memory).
Abbildung 2.8 Die offizielle Homepage von Edubuntu im Oktober 2006, das Logo (oben links) stellt einen abgewandelten »Circle of friends« dar mit einem sich meldenden Schüler.
Auch SkoleLinux, ein auf Debian basierendes Projekt, verfolgt die gleichen Ziele wie Edubuntu. Aus der anfänglichen Konkurrenz wurde 2005 eine Kooperation, in der die Kommunikation zwischen den beiden Projekten intensiviert werden soll.
Die Mitarbeiter von Edubuntu nehmen inzwischen an den Entwicklertreffen von SkoleLinux teil, entwickeln dort zusammen mit ihren Kollegen die nächsten Projekte und versuchen gemeinsam Probleme zu lösen, welche die beiden Distributionen gleichermaßen betreffen. Eventuelle weitere Zusammenarbeiten oder auch eine Fusion sind bisher allerdings nicht angedacht.
2.4.2 Kubuntu
Zeitgleich mit der Freigabe von »Hoary Hedgehog« erschien auch die erste offizielle und stabile Version von Kubuntu. Die Adresse der offiziellen Seite lautet http://www.kubuntu.org (siehe Abbildung 2.9).
Abbildung 2.9 Die offizielle Homepage von Kubuntu im Oktober 2006, das Logo ist ein abgewandelter
»Circle of friends« mit den KDE-typischen Zahnrädern.
Der Unterschied zu Ubuntu besteht darin, dass Kubuntu KDE statt GNOME als Standarddesktopumgebung nutzt. Allerdings ergeben sich durch diese kleine Änderung eine Menge an Unterschieden zum »regulären« Ubuntu.
Nach einigen Diskussionen im Sommer 2006 wird Kubuntu inzwischen als gleichwertig gegenüber Ubuntu betrachtet. Beachten Sie hierzu auch den Auftritt von Mark Shuttleworth auf dem Linux-Tag 2006 (siehe Abbildung 2.1). Die Ubuntu Foundation beschäftigt mehrere Entwickler und Canonical bietet ebenfalls langjährigen Support für Kubuntu 6.06 LTS.
In Kapitel 8 wird Kubuntu ausführlich behandelt. Wann immer dies sinnvoll erscheint, werde ich im gesamten Buch parallel einen Blick auf Kubuntu werfen, um eventuelle eigenständige Lösungen zu präsentieren.
2.4.3 Xubuntu
Am 01. Juni 2006 wurde die Ubuntu-Version 6.06 LTS »Dapper Drake« veröffentlicht und zeitgleich auch Kubuntu 6.06 LTS und Xubuntu 6.06. Somit ist seitdem Xubuntu ein »offizielles« Derivat von Ubuntu und wird durch die Ubuntu Foundation unterstützt.
Sie können sogar durch die Firma Canonical Support für Xubuntu erwerben. Die Adresse der offiziellen Seite lautet http://www.xubuntu.org (siehe Abbildung 2.10). Der Unterschied zu Ubuntu besteht darin, dass Xubuntu XFCE statt GNOME als Standard nutzt.
Abbildung 2.10 Die offizielle Homepage von Xubuntu im Oktober 2006. Im Logo von Xubuntu (oben links) befindet sich die
Maus, das Maskottchen von Xfce, im Hamsterrad ... äääh, im »Circle of friends« natürlich.
Sie finden in Abschnitt 9.3 einige Informationen über Xfce und weiter hinten im Buch ein ausführliches Kapitel 9 über Xubuntu (Kapitel 9). Wann immer dies sinnvoll erscheint, werde ich parallel einen Blick auf Xubuntu werfen, um eventuelle eigenständige Lösungen zu präsentieren.
2.4.4 Ubuntu Lite
Ubuntu Lite ist eine inoffizielle Ubuntu-Version, die speziell für ältere Rechner konzipiert wurde. Diese ist jedoch noch in Entwicklung und hat zur Zeit der Drucklegung dieses Buches Version 1.1 erreicht.
Die Projekt-Webseite mit näheren Informationen und Wiki finden Sie unter http://www.ubuntulite.org. Es bleibt allderings abzuwarten, ob sich dieses Projekt halten wird, denn die letzten Informationen auf der Homepage des Projektes stammen aus dem Februar 2006.
2.4.5 Fluxbuntu
Im Sommer 2006 befand sich ein weiteres Derivat von Ubuntu in den Anfängen seiner Entwicklung. Fluxbuntu baut auf den Window Manager Fluxbox auf.
Abbildung 2.11 Die offizielle Homepage von Fluxbuntu im Oktober 2006
2.4.6 Ebuntu
Ebuntu ist das »Enlightenment Ubuntu Project«. Es handelt sich hierbei um ein Ubuntu mit dem Window Manager Enlightenment als Standard.
Sie finden die Homepage dieses Projektes unter http://www.ebuntu.org.
Ebuntu befindet sich noch ganz am Anfang seiner Entwicklung, aber da in letzter Zeit Enlightenment einen starken Zulauf verzeichnet, könnte auch Ebuntu noch wesentlich populärer werden.
2.4.7 Ubuntu Enterprise
Im April 2006 sollte parallel zu Ubuntu 6.06 die erste Version von Ubuntu speziell für Firmen erscheinen.
Diese Version sollte auf den Namen Ubuntu Enterprise hören und ist damit deutlich an die Enterprise-Versionen der Konkurrenz von RedHat und SUSE (Novell) angelehnt.
Allerdings stellte man Anfang 2006 fest, dass man die separate Version mit dem Namen »Ubuntu Enterprise« alleine schon aus Mangel an der nötigen Manpower (Personal) nicht zufriedenstellend entwickeln könne und man sich besser auf eine Produktreihe konzentrieren sollte. Daraufhin wurden diese Pläne überarbeitet und man präsentierte im Juni 2006 die Version »Ubuntu 6.06 LTS« als Ersatz für die Enterprise-Variante.
Mit Ubuntu 6.06 ist es somit möglich, dass die Benutzer drei Jahre lang auf dem Desktop und fünf Jahre auf Servern mit Updates und Sicherheitsaktualisierungen versorgt werden. Normalerweise beträgt die Zeitspanne hier 18 Monate für den Desktop und drei Jahre für den ServerSupportzyklus.
Die Version »Dapper Drake« stellt somit ein besonderes Release dar und den Abschluss einer Entwicklung, die sich über drei Vorgängerversionen (Warty, Hoary, Breezy) erstreckte.
Der »Dapper Drake« gewinnt durch diesen extra langen Supportzyklus die Zusatzbezeichnung LTS für Long-Term-Support, also übersetzt »langfristige Unterstützung«. Alle zwei Jahre[Die nächste LTS-Version erscheint im April 2008, wenn der reguläre Zyklus beibehalten wird.] wird es somit eine besonders stabile Ubuntu-Version geben, die den Weg auf den Unternehmensdesktop beschreiten soll. Der lange Supportzyklus kommt Unternehmen sehr entgegen, die kein Interesse daran haben, alle sechs Monate eine neue Ubuntu-Version zu installieren.
Mehr über die Veröffentlichungszyklen erfahren Sie in Abschnitt 3.2.1. Ubuntu 6.06 stelle ich Ihnen detailliert in Abschnitt 3.3.4 vor.